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Vom Traum zum Comic in 3 Schritten

Ein kleines Bild zu einem Traum von mir, der mich sehr beschäftigt hat.

Ein kleines Bild zu einem Traum von mir, der mich sehr beschäftigt hat.

Mir passiert es regelmäßig.

Nicht jede Nacht, längst nicht jede Nacht, aber immer mal wieder. Etwas so interessantes und besonderes träumen, dass es einen noch lange beschäftigt und man eigentlich das Bedürfnis danach hat „mehr“ daraus zu machen. Euch auch? Das Problem ist nur häufig, dass Träume sehr zusammengewürfelt sind und oft so wirr, dass es schwer fällt die Handlung 1:1 in einen Comic oder eine Geschichte zu fassen.

Ich habe nun schon einige Male Träume oder zumindest Ideen aus Träumen in Comics gemünzt, zuletzt noch beim Webcomic in der Geschichte ROSTROT. Deswegen wollte ich mit diesem TeMeL-tippt-Eintrag eine kleine Anleitung geben, wie ich dabei vorgehe. Sicher träumt jeder anders, ich selbst bilde mir ein teilweise schon recht „brauchbar“ und konkret zu träumen. Aber dennoch gehe ich einige Schritte durch, bevor ich aus einem Traum eine Geschichte baue.

1. Alles woran man sich noch erinnert genau festhalten

Klingt zunächst einmal banal, ist aber das womit ich definitiv anfange. Und ich meine damit ALLES aufzuschreiben, auch das, was nicht so recht in irgendeinen Zusammenhang passt. Einfach erst mal aufschreiben, häufig fallen einem bestimmte Teile des Traumes auch erst wieder dann ein, wenn man sich näher damit beschäftigt. Wenn es Lücken in den Erinnerungen gibt, sollte man auch die eintragen, à la: [LÜCKE, hier passierte etwas, an das ich mich nicht mehr erinnern kann] Das ist erst mal nicht tragisch und dazu kommen wir auch später noch.

Bei diesem Schritt geht es nicht darum schon die eine perfekte Handlung für eine Geschichte zu entwerfen, sondern nur ums Erinnern. Das Geschriebene kann also ruhig etwas wirr sein. Und es darf auch ruhig so Anmerkungen wie Gefühle beinhalten, zum Beispiel, ob man an bestimmten Stellen Angst oder Anspannung empfunden hat.

2. Struktur geben und Aussortieren

Erst im zweiten Schritt versuche ich das Geträumte auszuwerten. Eine (ungefähre) zeitliche Abfolge in den Stoff hineinbringen, herausarbeiten welche Charaktere gehandelt haben, wie erzählt wurde, was für Schauplätze vorkamen, eventuell erinnert man sich auch an diesem Punkt noch an das ein oder andere, indem man sich selbst konkrete Fragen stellt. Diesen Schritt schreibe ich gerne in Form einer Geschichtenzusammenfassung, so wie man sie als Inhaltsangaben von Büchern oder Comics oft findet. Auch kann man sich schon Gedanken machen, in was für einem Rahmen man eine Geschichte mit der Traumhandlung erzählen könnte. (Was für ein Genre, was für ein Umfang und so weiter.) Außerdem fallen mit fortschreitender Strukturierung wahrscheinlich bestimmte „Fetzen“ aus dem Traum für eine Geschichte weg, weil sie im Gesamten keinen Sinn machen oder ähnliches.

Ziel ist es hier der Konvertierung von einer Traumidee zu einer Handlung schon etwas näher zu kommen. Am Ende sind wir hier aber noch nicht.

3. Lücken füllen

Entweder ist das Geträumte schon so konkret, dass man nicht mehr allzu viel überarbeiten muss oder das Geträumte ist so wirr und so verdreht, dass man eine ganze Menge Lücken zu füllen hat. Wir haben immer noch die Lücken auch als Lücken (mancher nennt sie auch im Zusammenhang mit Geschichten Plotholes) gekennzeichnet, in diesem Schritt geht es darum diese zu füllen. Je nachdem, was man wie geträumt hat, kann das die schwierigste Aufgabe sein, denn oftmals träumt man nicht in logischen Zusammenhängen. Mit diesem Schritt muss man sich also vielleicht etwas länger beschäftigen. Dabei lege ich oft auch mehrere Versionen der Handlung an, denn es kann hier zum Füllen der Lücken Sinn machen gewisse Teile der Handlung zu ändern, zu streichen, damit die Lücken im späteren Verlauf gefüllt werden. Auch bei einer „Nicht-Traum-Geschichte“ habe ich meistens mehrere Versionen von der Handlung, meist wird bei jedem Durchgang die Handlung konkreter und greifbarer. Und ich lösche ungern Ideen oder schon geschriebenes, lieber lege ich eine neue Version der Story an. (Vielleicht kann man verworfene Ideen ja auch noch mal brauchen.) Bis man dann irgendwann so weit ist, dass man eine Handlung für eine (Comic-)Geschichte hat.

Das ist meine Vorgehensweise, wenn ich etwas geträumt habe und einen Comic daraus machen möchte. (Ab hier würde man dann so verfahren, wie man es mit Geschichten normalerweise eben tut, Charaktere ausarbeiten, Dialoge schreiben, etc.)

Es kann auch vorkommen, dass vom Traum gerade einmal die „Grundidee“ übrig bleibt und alles andere durch ganz neue Handlungsteile ersetzt wurde. Oft genug finde ich aber bestimmte Ideen aus Träumen einfach zu spannend um sie ganz und gar ungenutzt zu lassen. Manchmal ergeben sich auch ganz neue Erzähl-Stile aus Träumen, indem man etwas „surrealistischer“ erzählt als normalerweise oder ähnliches. Traut euch was und nutzt eure spannenden Traumideen! :-)