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Sprechblasen und Lettering

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Wie wichtig gute Dialoge auch für Comics sind, haben wir nun schon gelernt. Nicht weniger wichtig ist es aber zu wissen, wie man die Dialogtexte eines Comics richtig rüberbringt, so dass der Leser den Comic auch gut und verständlich lesen kann. Dabei spielt schon die äußerliche Gestaltung und Form von Sprechblasen eine große Rolle, hier gibt es einiges zu beachten. Außerdem spielt auch die Platzierung, sowie das richtige Lettering eine große Rolle bei der Förderung der Lesbarkeit, so manchen Comic habe ich schon weggelegt, weil er für mich schlicht „unlesbar“ war. Lettering und Sprechblasen sollten die Story unterstützen und begleiten, nicht aber verwirren und ablenken. Auch haben wir ja schon gelernt, dass Sprechblasen einen wesentlichen Teil zur Bildführung leisten und damit bestimmen können, wie sich das Auge des Lesers über die Seite bewegt. 

 

Verschiedene Arten von Sprechblasen

Sprechblase ist nicht gleich Sprechblase. Wie man sie gestaltet bleibt jedem selber überlassen, ob mit der Hand oder lieber am Computer gestaltet. (Ich selbst habe vor eine Weile einige Sprechblasen als Vektoren mit dem Computer gezeichnet und verwende diese in meinen Comics, Sprechblasen und Lettering entstehen bei mir also nur noch mit dem Computer) Auch können Schriftart und Aussehen von Textboxen und Sprechblasen gerne der Art des Comics angepasst werden, wie wäre es mit leicht gelblichen, verwittert aussehenden Textboxen für ein Setting, das in der Vergangenheit spielt? Aus Gründen der Lesbarkeit und Verständlichkeit sollten die Sprechblasen jedoch wie schon erwähnt, nicht zu verspielt sein. Aber kleine Details, ob die Sprechblasen eher rundlich oder eckig sind, Rand haben oder keinen Rand haben, kann man ruhig nach dem, was einem selbst am besten gefällt anpassen.

Grundsätzlich lassen sich die Sprechblasenarten unterteilen in gesagte und gedachte Sprache (oder auch Erzähltext), also Rede, die von den Figuren der erzählten Welt gehört wird und Rede, die nur eine Figur denkt und wahrnimmt. Der Leser liest natürlich alles. Gerade deswegen macht es Sinn die verschiedenen Reden optisch voneinander abzugrenzen. Hier einige Beispiele:

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Auch häufig zu sehen sind eckige Sprechblasen (mit eckiger Schriftart in Großbuchstaben beispielsweise) für Texte mit Technikbezug, zum Beispiel wenn ein Roboter spricht, eine automatische Ansage durchgegeben wird oder ähnliches. Gezackte Sprechblasen, die Schreien oder laute Geräusche darstellen sollen, werden häufig auch durch normale Sprechblasen mit größerem, gefetteten Text umgesetzt. Es liegt also in der Verwendung von Sprechblasen viel Gestaltungsspielraum. Bei dem gedachten Dialogtext ist oftmals die Grenze zwischen Denkblasen und Textboxen nicht ganz klar zu setzen, teilweise spielen sie erzählerisch die gleiche Rolle. Textboxen werden jedoch gerne exklusiv für die innere Rede des Erzählers benutzt (wohingegen eine Denkblase jede Figur der erzählten Welt bekommen könnte). Textboxen haben ab und zu auch einfach gar keine Sprechblase und stehen einfach als Text (eventuell mit leichter Abhebung zu den Zeichnungen, wie einer weißen Kontur) im Panel.

 

Die richtige Platzierung von Sprechblasen

Die Sprechblasen sollten, wie schon mehrmals gesagt, den Leser über die Seite führen. Das heißt sie sollten der Leserichtung entsprechen, in westlichen Comics etwa, wo von links nach rechts gelesen wird, wird zuerst eine Sprechblase links oben gelesen. Der Text sollte also stets so angeordnet werden, dass die Textboxen in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, hier sollte darauf geachtet werden, dass keine Verwirrung beim Leser entstehen kann.

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Des Weiteren sollte natürlich immer ersichtlich sein, wer gerade der Sprecher der jeweiligen Sprechblase ist, ebenfalls um keine Verwirrung entstehen zu lassen. Das „Häkchen“ der Sprechblase sollte also immer relativ eindeutig auf den Sprecher (am allerbesten dessen Mund ;-)) zeigen.

Nicht so schön ist es, wenn sich Sprechblasenhäkchen überkreuzen, das sollte durch entsprechende Platzierung auf jeden Fall immer vermieden werden.

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Ebenfalls optisch nicht so gut sieht es aus, wenn die Sprechblasenränder gegen die Panelränder „stoßen“, es sei denn die Panels sind quasi am Panelrand befestigt.

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Die richtige Platzierung der Texte in den Sprechblasen

Auch hier gibt es ein wenig zu beachten, damit der Text in den Sprechblasen gut lesbar, gut verständlich ist und einigermaßen gut aussieht.

Formatierung und Textfluss: Da auch die Sprechblase meist symmetrisch ist, sieht es gut aus wenn auch der Text nicht zu einer Seite hinfällt. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Außerdem ist es sinnvoll den Textfluss der Panelform anzupassen. Bei runden Panels zum Beispiel ist oben, eher am Rand, weniger Platz als in der Mitte der Sprechblase. Dementsprechend kann man oben direkt einen Textabsatz einfügen, damit der Text schöner fällt.

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Schriftart: Für Dialogtext, also den in den Sprechblasen, eignet sich häufig keine Serifenschrift (wie etwa Times New Roman), der Look erinnert allzusehr an Roman-Beschreibungstext und nicht an gesprochene  Sprache. Gut verwenden lassen sich spezielle Comicschriftarten, die in Großbuchstaben funktionieren. Serifenschriften kann man dennoch in Comics verwenden, wenn es zum Beispiel einen Erzähler gibt, der das Geschehen beschreibt, um den Erzähler und den Dialogtext der Figuren voneinander abzugrenzen.

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Nicht an den Rand der Sprechblase stoßen! Der Text passt noch so gerade eben in die Sprechblase, puh! Nein, ein wenig „Luft“ zum Rand macht sich besser in Sprechblasen, als wenn der Text quasi am Rande der Sprechblase klebt. Also lieber die Sprechblase etwas größer ziehen.

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Zeilenabstand: Nicht zu klein, nicht zu groß. Auch ein richtiger Zeilenabstand kann die Lesbarkeit verbessern, er sollte nicht zu groß sein, aber die Buchstaben sollten sich auch nicht „ins Gehege kommen“. Ganz grob gesagt kann man empfehlen, dass zwischen dein Zeilen etwa eine halbe Zeile Platz sein sollte. Natürlich kann man auch immer noch mit dem Zeilenabstand experimentieren und spielen. Fettgedruckter Text sollte außerdem einen größeren Zeilenabstand bekommen, da die Buchstaben meist insgesamt etwas größer werden.

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TIPP!
Am besten ist es schon so früh wie möglich den Platz für die Sprechblasen festzulegen, also schon wenn man die erste grobe Vorzeichnung der Seite angeht. Häufig kann es passieren, dass man „am Ende“ keinen Platz mehr für die Sprechblase oder Textbox findet, oder dann sieht, dass man die Figur zum Beispiel lieber etwas weiter nach rechts gesetzt hätte oder ähnliches. Daher also früh den Platz für die Sprechblasen einplanen!
  1. Chantal

    9. November 2017 at 17:48

    Hallo Temel, dein Comic-Guide ist wirklich klasse! Ich habe keinen anderen gefunden, der so vollständig und einfach erklärt ist wie deiner. Ich finde es so schade, dass es keine Fortsetzungen mehr gibt… Sind weitere Artikel geplant?